Gedenkveranstaltung zum Tag der Befreiung
09.05.2024 DruckversionPDFAm Mittwoch, dem 08. Mai 2024, fand eine bewegende Gedenkveranstaltung am Ehrenmal auf dem Friedhof Weißwasser/O.L. statt, bei der der stellvertretende Oberbürgermeister Bernd Frommelt, gemeinsam mit Frau Antonia Mertsching aus der Fraktion DIE LINKE und dem Miteinander e.V., den Opfern des Zweiten Weltkriegs gedachten.
Bürgerinnen und Bürger versammelten sich, um gemeinsam derjenigen zu gedenken, die während des Zweiten Weltkriegs ihr Leben verloren haben. Der Tag der Befreiung symbolisiert das Ende eines dunklen Kapitels in Europas Geschichte und erinnert uns daran, dass Frieden und Freiheit keine Selbstverständlichkeit sind.
In seiner Rede unterstrich der 3. stellvertretende Oberbürgermeister Bernd Frommelt die Bedeutung des öffentlichen Gedenkens und rief dazu auf, ein klares Zeichen gegen Hass, Gewalt und Unterdrückung zu setzen:
"Sehr geehrte Anwesende,
vielen Dank, dass Sie heute mit Ihrer Anwesenheit das Gedenken zum Tag der Befreiung vorleben. Es ist wichtig, das Gedenken öffentlich durchzuführen. Denn das bedeutet am heutigen Tage auch, Gesicht zu zeigen. Es bedeutet, NEIN zu sagen zu Hass, Gewalt, Unterdrückung, Mord und eben in letzter Konsequenz auch Krieg. Hier vor Ort zu sein, steht für das aufrichtige Eintreten für Menschenrechte, für Gleichbehandlung, für Respekt allen Menschen dieser Welt gegenüber. Denn alles Schlechte, Grausame, Widerwärtige und Krankhafte, wofür das Nationalsozialistische System gestanden hat, wird mit diesem Gedenken abgelehnt. Das ist ein sehr wichtiges Zeichen mit Blick auf jene Interessensgruppen, welche die dunkle Geschichte insbesondere mit Blick auf die Wahlen in diesem Jahr verharmlosen und neu darüber nachdenken, dass Deutschland sich kulturell einigeln, die Globalisierung zurückdrehen und die Menschen als nicht gleichwertig bezeichnen und bewerten könne.
Der Tag der Befreiung jährt sich heute zum 79. Mal. In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 hat sich das deutsche Militär des Nationalsozialistischen Regimes die bedingungslose Kapitulation bestätigt. Damit endete der II. Weltkrieg. Mir stellt sich in dieser Zeit häufig die Frage: Wie viele Generationen braucht es, bis der Wert von Frieden und Freiheit, die Garantien zum Schutz der Menschenwürde und die Sicherheit der Verfassung so verblasst sind, dass nicht allen Bestrebungen, dieses Glück des Friedens zu zerstören, unmissverständlich entgegenwirkt wird?
Offensichtlich haben es die Schilderungen in den Geschichtsbüchern und die Schulbildung nicht vermocht, diesen langen Frieden in und mit Deutschland als höchstes und schützenswertes Gut in den Menschen zu verankern. Indem die Zeitzeugen sterben, stirbt langsam aber scheinbar unaufhaltsam die Angst vor dem Krieg – oder eben das Glücksgefühl des Friedens. Wir stehen deshalb heute auch hier, im Gedenken an die Opfer und in der Verantwortung für die künftigen Generationen.
Diese Ausführungen zum Geschichtsverständnis sind kein Vorwurf. Aber es zeigt, dass eine emotionale Brücke für die nachwachsenden Generationen benötigt wird, um nicht nur das Wissen über die Geschichte zu haben, sondern diese Geschichte auch nachfühlen zu können. Das nennt sich Empathie. Und diese benötigen wir, um Frieden und Menschlichkeit als Werte zu erhalten.
In welcher Gefahr wir derzeit leben, zeigt sich seit April 2022 auch wieder in Europa, in der Ukraine. Es geht nicht darum, wer, warum, mit welcher Begründung Krieg führt. Es geht darum, dass trotz der Erfahrungen des letzten Weltkrieges nur ein knappes Menschenalter später wieder der Krieg in Europa ist. Es scheint fast, als ob vergessen wurde, dass es im Krieg keine Gewinner gibt. Alle verlieren – und oftmals alles. Die Vorzeichen spüren wir alle heute schon – auch wenn hierzulande die Waffen schweigen. Aber der Krieg in der Ukraine wirft seine Schatten mit Energiekrise, Teuerung, Flucht und Leid voraus. Wir sollten alles daransetzen sollten, den Frieden zu bewahren. Denn Frieden ist die Basis für alles, was wichtig ist.“
Nach einer stillen Gedenkminute und der Kranzniederlegung ließ der Miteinander e.V. Luftballons in den Himmel steigen, ein bewegendes Symbol der Hoffnung und Erinnerung.