80 Jahre nach Kriegsende – Weißwasser/O.L. erinnert an das Ende des Zweiten Weltkriegs
08.05.2025 DruckversionPDFAm Mittwoch, dem 8. Mai 2024, jährte sich zum 80. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs - ein historischer Wendepunkt, der Europa vom Terror des Nationalsozialismus befreite und den Grundstein für ein friedliches Miteinander legte. Aus diesem Anlass fand am Ehrenmal auf dem Friedhof Weißwasser/O.L. eine Gedenkveranstaltung statt.
Oberbürgermeisterin Katja Dietrich gedachte gemeinsam mit Anja Eichhorn, der stellvertretenden Landesvorsitzenden der Partei DIE LINKE, Vertreterinnen und Vertretern der örtlichen Parteigruppe, Mitgliedern des Vereins Miteinander e.V. sowie zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern den Millionen Opfern des Krieges.
Der 8. Mai steht symbolisch für die Befreiung Europas vom Faschismus und mahnt zugleich, die Werte von Frieden, Freiheit und Menschenwürde wachsam zu bewahren. In ihrer Rede hob Oberbürgermeisterin Dietrich die Bedeutung des öffentlichen Erinnerns hervor und appellierte eindringlich, sich Hass, Gewalt und Unterdrückung entgegenzustellen. Nur durch gelebte Solidarität, gegenseitigen Respekt und demokratisches Engagement könne die Erinnerung lebendig gehalten und die Zukunft friedlich gestaltet werden.
Die Veranstaltung war nicht nur ein stilles Gedenken, sondern auch ein klares Zeichen: Nie wieder Krieg. Nie wieder Faschismus.
Nachfolgend lesen Sie die Rede der Oberbürgermeisterin Katja Dietrich, gehalten am 8. Mai 2024 anlässlich des 80. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
wir stehen heute hier – 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, 80 Jahre nach der Befreiung Deutschlands und Europas vom Terror des Nationalsozialismus.
Am 8. Mai 1945 endete mit der bedingungslosen Kapitulation des nationalsozialistischen Regimes der Krieg in Europa. Die Waffen verstummten, doch unser Land, unser Kontinent und viele Regionen der Welt waren zerstört, und über 60 Millionen Menschen hatten ihr Leben verloren.
Unser Gedenken gilt heute den Opfern des Holocaust, den Zivilisten, den Widerstandskämpfern, den Soldaten, den Opfern von Vertreibung und Flucht.
Auch Weißwasser/O.L. war im April 1945 Schauplatz heftiger Kämpfe, da die Stadt an der „Mathildenlinie“ – dem zweiten deutschen Verteidigungsring – lag. So trug auch unsere Stadt Wunden und Verluste davon. Hier fielen auch mindestens 80 Soldaten und Offiziere der Roten Armee, die nach dem Krieg in der Nähe des Ortsfriedhofs beigesetzt wurden.
Denen und jenen, die sich für den Kampf gegen den Nationalsozialismus eingesetzt haben – als Soldaten oder als Widerstandskämpfer in der Zivilgesellschaft und Politik – gilt heute auch unser tiefer Dank für diesen Widerstand.
Und heute, 80 Jahre später, tragen wir diese Verantwortung. Die Verantwortung, diese unsere Geschichte und die Lehren daraus wachzuhalten und uns stetig Mahner zu sein. Denn Frieden, Freiheit und die Würde des Menschen sind eben nicht selbstverständlich das höchste Gut, auch nicht auf unserem Kontinent.
Als Jugendliche musste ich den Krieg in Jugoslawien erleben, mit grausamen Szenen ethnischen Hasses, und unsere Kinder sehen dies nun im Krieg in der Ukraine, ethnische Konflikte und Kriege zwischen Israel und Palästina, der Rohingya in Myanmar, im Jemen, im Sudan, um nur einige zu nennen.
In dieser Zeit ist es umso wichtiger, die Instrumente, die wir geschaffen haben, um zu reden, zu verhandeln, uns auszutauschen und uns besser kennenzulernen, weiter aktiv zu leben und zu nutzen.
Da spielen vermeintlich kleine Dinge auch eine wichtige Rolle, wie der Zugang zu Informationen im Fernsehen, in Büchern und in den sozialen Medien, aber auch Städtepartnerschaften und Austauschprogramme in Schulen.
Vermeintlich kleine Dinge sind die Basis für unseren Frieden. Denn Frieden und Freiheit sind nicht nur das Fehlen von Krieg. Es ist das gelebte Miteinander. Gegenseitig wirklich zuzuhören, sich in die Lage der anderen hineinzuversetzen, respektvoll miteinander umzugehen trotz anderer Meinungen, Kompromisse auszuhandeln und zu akzeptieren, Schwächere zu schützen und zu unterstützen und Haltung zu zeigen gegenüber Hass und Hetze.
Denn in Hass und Hetze findet der Krieg seinen Nährboden.
So liegt es in unserer gemeinsamen Verantwortung - hier in Weißwasser, in Sachsen und in ganz Deutschland – mit Mut und Neugier sich der wunderbar bunten Welt auszusetzen und sie mitzugestalten für unsere Gemeinschaft.
Die größte Ehrung für die Befreiung vom Faschismus ist es, die Gedanken von Frieden, Freiheit und Völkerverständigung durch unser tägliches Handeln zu leben, in dem die Würde jedes Menschen im Mittelpunkt steht und gilt: Nie wieder Gleichgültigkeit – Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg.
Ich danke Ihnen, dass Sie heute hier sind – um zu gedenken, zu erinnern und Haltung zu zeigen."