Nachklang der Veranstaltung "Jüdisches Leben erFahren": Rede des 1. Stellvertretenden Oberbürgermeisters
02.10.2024 DruckversionPDFHiermit blicken wir auf die Veranstaltung „Jüdisches Leben erfahren“, die vom 29. September bis 1. Oktober 2024 auf dem Marktplatz und weiteren Orten in Weißwasser/O.L. stattfand. Der 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters, Dirk Rohrbach, hielt eine Rede, die die Vielfalt und den Wert jüdischen Lebens würdigte:
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine große Freude und Ehre, als 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters heute zur Abschlussveranstaltung „Jüdisches Leben erfahren“ hier in Weißwasser/O.L. sprechen zu dürfen. In den vergangenen Tagen hatten wir die wunderbare Gelegenheit, die reiche und vielfältige jüdische Kultur, Geschichte und Lebensweise zu erkunden. Diese Begegnungen sind von unschätzbarem Wert, um Vorurteile abzubauen und ein besseres Verständnis füreinander zu entwickeln.
Jüdisches Leben ist nicht nur Teil unserer Weißwasseraner Geschichte, sondern auch ein lebendiger Bestandteil unserer Gegenwart. Es erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Vielfalt in unserer Gesellschaft zu schätzen und zu feiern. In einer Zeit, in der wir oft mit Spaltung, Vorurteilen und Intoleranz konfrontiert sind, ist es umso wichtiger, dass wir gemeinsam solche Veranstaltungen ins Leben rufen, um den Dialog zu fördern und Brücken zu bauen.
Das mobile Kultur- und Begegnungszentrum „Jüdisches Leben erFAHREN“ hat uns die Möglichkeit gegeben, neue Perspektiven zu entdecken und die Vielfalt jüdischen Lebens hautnah zu erleben. Wir haben viel über jüdische Traditionen, Bräuche und Geschichte gelernt und auch die Gelegenheit gehabt, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Diese persönlichen Begegnungen sind entscheidend, denn sie können dazu beitragen, einander besser zu verstehen.
Es ist uns oft nicht bewusst, wie sehr jüdisches Leben und jüdische Kultur das Zusammenleben in Städten wie Weißwasser/O.L. geprägt haben. Ein herausragendes Beispiel dafür ist Joseph Schweig, geboren am 3. Februar 1850 in Bretzenheim, Rheinland. Er war ein deutscher Glasindustrieller und Politiker, der Weißwasser/O.L. bis heute prägt.
Joseph Schweig hat das Leben und die Kultur in Weißwasser auf vielfältige Weise beeinflusst. Er gründete unter anderem die freiwillige Feuerwehr und den Gartenverein, die nicht nur als soziale Institutionen dienten, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl und das Zusammenleben förderten. Diese Initiativen zeigen, wie jüdisches Leben und Engagement das kulturelle Gefüge unserer Stadt mitgestaltet haben.
Vorurteile und Stereotypen sind oft das Ergebnis von Unkenntnis. Deshalb ist es so wichtig, dass wir den Dialog suchen und die Vielfalt der Kulturen, die unser Leben bereichern, kennenlernen. Wir müssen aktiv daran arbeiten, Toleranz und Respekt in unseren
Gemeinschaften zu leben und zu fördern. Jeder von uns spielt eine Rolle in diesem Prozess, und es liegt an uns, eine weltoffene Gesellschaft zu schaffen, in der sich alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion, willkommen fühlen.
Ich möchte den Organisatorinnen und Organisatoren dieser Veranstaltung meinen Dank aussprechen. Ihr Einsatz hat es ermöglicht, dass wir hier zusammenkommen und voneinander lernen können. Auch dem sächsischen Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen“ gebührt unser Dank für die Unterstützung, die diesen Austausch ermöglicht hat.
Ich hoffe, dass Sie inspiriert wurden, das Gelernte und Erlebte in Ihre eigenen Gemeinschaften zu tragen. Lassen Sie uns gemeinsam für eine Gesellschaft eintreten, in der Vielfalt gefeiert und Toleranz gelebt wird.
Lassen Sie uns weiterhin Brücken bauen.
Wissen schafft Verständnis füreinander.
Verständnis ermöglicht Frieden.
Frieden schafft Zukunft.
Zum Schluss möchte ich noch eine Botschaft aus dem Talmud rezitieren:
Talmud Jerusalem Berachot 89
„Solange der Mensch lebt, hat er Hoffnung.“
Vielen Dank.