Aufruf an Planungsbüros für einen Planungsauftrag mit drei Teilaufgaben: Touristische Mobilitätsachse + Bahnhofsvorplatz + Bahnhofstraße
04.07.2024 DruckversionPDFWir suchen Ihre Kompetenz! - Aufruf an Planungsbüros für einen Planungsauftrag mit drei Teilaufgaben:
- Touristische Mobilitätsachse: Bahnhof Weißwasser zum Bahnhof Waldeisenbahn
- Bahnhofsvorplatz: klimagerechte Anpassung, Erhöhung Aufenthaltsqualität
- Bahnhofstraße: klimagerechte Anpassung, Aufwertung Wegebeziehung
1.0 Anlass und Zweck der Ausschreibung
Die vom Braunkohleausstieg kernbetroffene Stadt Weißwasser in der Lausitz ist seit den 1990er Jahren mit dramatischen Schrumpfungsprozessen konfrontiert. Die Stadt möchte im Rahmen des eingeleiteten Strukturwandels in Zukunft ausloten, wie sie angesichts von Fachkräftemangel sowie Energie- und Ressourcenwende zu einer zukunftsfähigen, deutlich attraktiveren Lebensstadt mit Modellcharakter werden kann. Wichtige Potenziale sind eine einzigartige Industriegeschichte und daraus hervorgegangene Baudenkmäler, die Einbettung in eine reizvolle Kultur- und Naturlandschaft sowie eine vielfältige Zivilgesellschaft, die sich bereits heute dafür einsetzt, das industrielle Erbe mit einer neuen Anziehungskraft der Stadt und einer Steigerung der Lebensqualität zu verknüpfen.
Mit der 2022/2023 erfolgten Gesamtfortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (InSEK 2035 – Innovation mit Charakter) steht die Handlungsgrundlage für die kommenden 15 Jahre. Dabei liegt der Fokus auf die umfassende Revitalisierung der Innenstadtlage. Weißwasser verfügt über kein klassisches Stadtzentrum – eine Bundesstraße und eine Bahnlinie teilen die Innenstadt in vier Quartiere mit einer Mischung aus Wohnen, Handel, Bildung, sozialen Einrichtungen sowie Industrie und Gewerbe. Der Schrumpfungsprozess hat hier viele Leerstände und Brachen erzeugt, zudem leiden Handel und Gastronomie unter dem drastischen Bevölkerungsrückgang um 60 % seit 1990, der Verlagerung der Angebote ins Internet etc. Attraktive öffentliche Räume mit hohen Gestaltungs- und Nutzungsqualitäten fehlen ebenso wie Angebote mit einer einladenden Atmosphäre für genussvollen Aufenthalt.
Für die Wiederbelebung der Innenstadtlage wurden zentrale Schlüsselprojekte definiert. Dazu zählen die Nachnutzung leerstehender Baukulturen bzw. Brachen mit synergie-erzeugenden Funktionen, die klimagerechte Anpassung von öffentlichen Räumen und Steigerung von deren Aufenthaltsqualitäten sowie Maßnahmen zur Stärkung zeitgemäßer Mobilität.
Zu den Schlüsselprojekten bezogen auf den öffentlichen Raum zählen:
- die Touristische Mobilitätsachse: Bahnhof Weißwasser zum Bahnhof Waldeisenbahn
- der Bahnhofsvorplatz: klimagerechte Anpassung, Erhöhung Aufenthaltsqualität
- die Bahnhofstraße: klimagerechte Anpassung, Aufwertung Wegebeziehung
Für diese Maßnahmen erhält die Große Kreisstadt Weißwasser/O.L. Fördermittel aus dem Programm „Nachhaltige integrierte Stadtentwicklung EFRE 2021-2027 (NiSE)“ für das Fördergebiet „Stadtmitte“. Das entsprechende Gebietsbezogene Integrierte Handlungskonzept (GIHK) für das Fördergebiet kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: GIHK
Vor dem nun bevorstehenden Planungsbeginn für die Maßnahmen „Mobilitätsachse zwischen Bahnhof Weißwasser/O.L. und Bahnhof Waldeisenbahn“, „Bahnhofsvorplatz“ und „Bahnhofstraße“ wurde die integrierte Erarbeitung eines Mobilitäts- und Freiraumkonzeptes für den Innenstadtbereich bereits durch die Stadt Weißwasser vorgeschalten und wird derzeit erarbeitet. Aus diesem Fachkonzept ergeben sich untersetzende Anforderungen, Bedarfe etc. für den anstehenden Planungsprozess der drei Einzelmaßnahmen.
2.0 Kurzbeschreibung der Planungsaufgabe
2.1 Touristische Mobilitätsachse: Bahnhof Weißwasser – Bahnhof Waleisenbahn
Das Motto ist hier „von Bahnhof zu Bahnhof“! Der Fokus soll hierbei auf der Verbindung zwischen Bahnhof, als Tor zur Stadt, über die Straße des Friedens und dem Kohlestaubplatz bis zum Bahnhof der Waldeisenbahn Muskau, als touristisches Besucherzentrum (Neubau über Strukturwandelgelder) und Zeugnis der Industrievergangenheit, liegen. Es gilt 2 unterschiedliche öffentliche Räume: lebendige Innenstadtstraße und urbane Grünfläche, zu verbinden. Diese wichtige touristische Verbindung sollte selbsterklärend, barrierearm und einladend inszeniert werden. Dabei sollte der touristische und Alltagsradverkehr zusammengedacht werden.Hier wird eine weitere Entsiegelung der Flächen im Bereich der Straße des Friedens angestrebt.
2.2 Bahnhofsvorplatz
Im vergangenen Jahr wurde bereits ein frühzeitiger Beteiligungsprozess als „Phase 0“ in Form einer Ideenwerkstatt zum Bahnhofsvorplatz und seinem Umfeld durchgeführt. Hier gingen viele Empfehlungen, neue Nutzungsanforderungen und Mobilitätsbedürfnisse, aber auch Klärungsbedarfe hervor, die in ihrer Bedeutung in den innerstädtischen Bereich insgesamt ausstrahlen (https://weisswassermachen.de/informieren/). Neuste technologische Entwicklungen, verschiedene Trends in der Gesellschaft, Wirtschaft und Verkehr, sowie die Notwendigkeit für mehr Klimaschutz und Klimaanpassung bieten zusätzlich die Chance neue Wege zu gehen und öffentliche Räume neu zu denken.
Drei zentrale Eigenschaften sollten sich im Platz zukünftig wiederfinden:
Ankunftsort: Bahnhofsvorplatz als erster Eindruck und Visitenkarte von Stadt und Umland (einziger Bahnhof im UNESCO-Geopark) - Potenzial als Imagegeber/ Schaufenster und Tor zur Region; ein Ort, der Neugier weckt und einlädt.
Aufenthaltsort: Bahnhofsvorplatz als Ort zum Wohlfühlen, Treffen, Verweilen – ein „urbanes Wohnzimmer“ für Weißwasseraner und Gäste; Lebendigkeit, Vielfalt, Aufenthaltsqualität; Dominanz des Autos reduzieren.
Verteiler: Bahnhofsvorplatz als Mobilitätsknoten/ HUB zu ÖPNV und Sharing-Angeboten (Rad, Auto); verbesserte Verkehrsführung für alle Nutzer, inkl. Transit; qualitätvolle, selbsterklärende Beschilderung/ Navigation/ Wegeführung.
Da die Struga, als natürliches Wahrzeichen der sorbischen Schleifer Region, im Bereich des Bahnhofsvorplatzes aus Ihrer Quelle entspringt, soll das Thema Wasser, Wasserhaushalt und Wasserrückgewinnung und Resilienz in die Umsetzung mit aufgenommen werden.
Die generellen Ziele Minderung von Überhitzung, Senkung verkehrsbedingter CO2- Emissionen, Stärkung CO2-armer und umweltfreundlicher Mobilitätsformen, Erhöhung der Verkehrssicherheit und Qualifizierung als Ort des Ankommens und Orientierung (Stärkung Identifikation, Tourismus) werden entsprechend GIHK verfolgt.
Quelle: Werkstattbericht aus der Kooperativen Ideenwerkstatt Bahnhofsvorplatz und Straße des Friedens, 2023
2.3 Bahnhofstraße
Hier soll eine Steigerung der stadträumlichen Qualität erreicht werden, indem Verweilmöglichkeiten geschaffen und ein breiter Gehweg als Möglichkeit genutzt werden können. Die vorhandene Verkehrssituation als Einbahnstraße sollte auf Befahrbarkeit in beide Richtungen zunächst geprüft und, wenn möglich, auch umgesetzt werden.
Die Ziele Minderung verkehrsbedingter CO2-Emissionen, Klimawandelanpassung: Entgegenwirken von Überhitzungstendenzen, grünökologische Aufwertung, Erhöhung der Biodiversität, Verbesserung des Stadtbildes und die Erhöhung der Verkehrssicherheit werden entsprechend GIHK verfolgt.
3.0 Weitere Angaben
Die bauliche Realisierung soll sukzessiv erfolgen:
» Mobilitätsachse Bahnhof bis Waldeisenbahn ab 2026,
» Bahnhofsvorplatz ab 2025,
» Bahnhofstraße ab 2027.
Alle 3 Maßnahmen sollen bis Ende 2028 abgeschlossen sein.
Für die Erarbeitung der Planung bis zur Leistungsphase 3 suchen wir geeignete Büros, die entsprechende Erfahrungen mit den Leistungsbildern Freianlagen, Verkehrsanlagen und Ingenieurbauwerke aufweisen.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann lassen Sie es uns bis zum 15.07.2024 wissen und Sie erhalten am 17.07.2024 unsere Angebotsaufforderung mit entsprechender Aufgabenstellung.
Geplanter Durchführungszeitraum: 2024
Abgabetermin der Interessensbekundung: bis 15.07.2024
Angebotsaufforderung versenden am: 17.07.2024
Ende Angebotsfrist: 01.08.2024
Auftragsvergabe nach Wertung und Beschluss: 26.09.2024
Aufgrund der starken inhaltlichen Verknüpfungen werden alle drei Einzelmaßnahmen an einen Auftragnehmer vergeben. Es werden leistungsfähige Büros aufgerufen, gern auch Zusammenschlüsse von Fachbüros um die erforderlichen Leistungsbilder Freianlagen, Verkehrsanlagen und Ingenieurbauwerke (Wassermanagement) in Anlehnung an die HOAI abzudecken. Ihr Interesse an der Teilnahme der Ausschreibung zu bekunden. Bitte senden Sie Ihr Schreiben an folgende Mail-Adresse: stadtplanung@weisswasser.de
Gern können Sie uns auch postalisch Ihr Interesse an der Ausschreibung mitteilen:
Große Kreisstadt Weißwasser/O.L.
Sachgebiet Stadtplanung und Liegenschaften
Marktplatz
02943 Weißwasser/O.L.