Gedenken an Joseph Schweig in Weißwasser
31.08.2023 DruckversionPDFAm 1. September 2023 fand auf dem Friedhof in Weißwasser/O.L. das Gedenken anlässlich des des 100. Todestages von Joseph Schweig statt. Oberbürgermeister Torsten Pötzsch fand dafür folgende Worte:
Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,
sehr geehrte Vertreter der Kirchen, der Stolpersteininitiative Weißwasser/O.L.,
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
heute, vor 100 Jahren, verstarb Joseph Schweig. Er ist Ehrenbürger von Weißwasser/O.L. und wir sollten uns insbesondere am heutigen 1. September bewusst machen, dass unsere Heimatstadt ohne Joseph Schweig ein ganz anderer Ort wäre. Die Verdienste dieses Ehrenbürgers beschränken sich nämlich keineswegs auf seine berufliche, soziale und zivilgesellschaftliche Tätigkeit bis zu seinem Tode. Sondern Joseph Schweig wirkt bis heute in unserer Heimatstadt.
Am 1. April 1881 kommt Joseph Schweig gemeinsam mit seiner Frau und zwei Kindern am Bahnhof Weißwasser an, das damals noch ein kleines Heidedorf war. Er führt die „Braunkohlewerke Weißwasser“ auf Erfolgskurs. Dann gründet er das Elektrizitätswerk, investiert mit seinem Schwager Emil Meyer in die „Glashüttenwerke Hirsch, Janke & Co.“ und gründete 1889 die „Oberlausitzer Glashüttenwerke Joseph Schweig & Co.“ – die heutige Stölzle Lausitz GmbH. 1899 folgt der Bau der „Neuen Oberlausitzer Glaswerke Joseph Schweig & Co.“ – dem zweiten eigenen Werk Schweigs. Hier waren vom ersten Tag an 450 Glasmacher damit beschäftigt, Kolben für Glühlampen herzustellen.
Das zeugt von einem klugen, motivierten, strategisch planenden und visionären Mann seiner Zeit. Aber Joseph Schweig war auch in der Zivilgesellschaft aktiv. Als Vereinsgründer und -mitglied in der Freiwillige Feuerwehr, dem Turnverein oder dem Gartenbauverein.
Weißwasser/O.L. ist heute nicht nur durch die Glashütten geprägt. Joseph Schweig hat auch den Glasmacherbrunnen (1922), die Schillerbank (1905) und die Büste von Sportvater Jahn (1906) aufstellen lassen. Zudem gilt er als Initiator des Zweikaiserdenkmals (1893), welches Kaiser Wilhelm I. und dessen Sohn, Kaiser Friedrich III. darstellte. In der damaligen Zeit war der Monarchismus die Basis für demokratische Verhältnisse im Deutschen Reich und wendete sich gegen den erstarkenden Antisemitismus.
Am heutigen 100. Todestag von Joseph Schweig bleibt bei diesem kurzen Blick auf dessen Vita – welche uns überhaupt bekannt werden konnte durch das unermüdliche Recherchieren und Aufarbeiten unseres verstorbenen Stadthistorikers Werner Schubert – also beim Blick auf die Schweigsche Vita wird klar, was den Ehrenbürger definiert:
Eine klare Sicht und Analyse der jeweiligen Zeit und der Mut, Neues und Veränderungen zu wagen.
Feste Prinzipien der Menschlichkeit, Mitmenschlichkeit und Toleranz.
Der Wille, sich in der Stadtgesellschaft auch außerhalb des Berufslebens einzubringen.
Die Motivation, vorhandene Mängel selbst zu beheben und nicht auf andere zu warten.
Wir haben in diesem Jahr 2023 den 100. Todestag von Joseph Schweig und haben zudem das 150. Jubiläum der Glasherstellung in Weißwasser/O.L. begangen. Weißwasser/O.L. ist als Glasmacherstadt bekannt. Dafür können wir Menschen wie Joseph Schweig dankbar sein. Denn Sie haben die Geschichte unserer Stadt geprägt.
Heute sind wir es, die jeden Tag daran arbeiten und wirken, dass unsere Heimatstadt noch lebens- und liebenswerter wird. Für mich sind auch angesichts der Herausforderungen unserer Zeit – von der Energiekrise bis zum Ukrainekrieg, dem Braunkohleausstieg bis zum Strukturwandel – vor allem das Wirken von Menschen wie Joseph Schweig Motivation, Halt und Orientierung. Denn so wie Joseph Schweig für eine bessere Zukunft gewirkt hat, möchten wir auch für unsere Enkel und Urenkel eine Heimat sichern und entwickeln.
Ich bitte nun um eine Schweigeminute!